Vom Mieter im Wirtshaus zum Dorfpatron in der Villa
«1892 reiste der Solothurner Staatsschreibersohn und Kunststudent Cuno Amiet von Paris in die Bretagne, in die von Paul Gauguin gegründete Künstlerkolonie in Pont-Aven. Gauguin weilte damals schon auf der Insel Tahiti, dafür begegnete Amiet zum ersten Mal einem Bild van Goghs. Vor dieser Farberuption veränderte sich das Leben des 23-jährigen Malschülers. Die Kunst van Goghs (1853–1890) war damals das Kühnste, Gewagteste, was es auf der Kunstszene zu sehen gab.
Als er ein Jahr später aus finanziellen Gründen in die Schweiz zurückkehren musste, war er der Botschafter der internationalen, sich zur leuchtenden Farbe bekennenden Avantgarde. Dass die Schweizer Kunstfreunde, die die brauntonig-dezente Kunst des 19. Jahrhunderts gewohnt waren, an der Radikalität Amiets nur ausnahmsweise Gefallen fanden, versteht sich von selbst. Glücklicherweise gab es Ausnahmen.
Die zweite wichtige Jahrzahl in seiner Biografie ist 1898: Damals heiratete er die Hellsauer Wirtstochter Anna Luder; sie brachte Ruhe und Sicherheit in sein Leben. Mit ihr nahm er Wohnsitz auf der Oschwand, oberhalb von Riedtwil.
Bereits zehn Jahre später – unterdessen international bekannter Künstler, Mitglied der revolutionären Künstlergruppe «Die Brücke» – konnte er sich ein stattliches, villenartiges Wohnhaus erbauen lassen. Amiet hat im Laufe seines 93-jährigen Lebens mehr als 4000 Bilder gemalt. Die meisten auf der Oschwand.»
Cuno Amiet starb am 6. Juli 1961 in seinem Haus auf der Oschwand. Er wurde hier auf dem Friedhof Oschwand bei seiner Frau Anna beerdigt. Sie verstarb am 28. Februar 1953. Das Grabmal gestaltete der Zürcher Plastiker und Bildhauer Otto Charles Bänninger.