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Aquarelle von hier und halb Europa

Bruno Hesse sass mit seiner Staffelei oft tagelang am Heidetenwald, am Hasenweg oder auf dem Böglihoger. Er liebte die Landschaft vor ihm und um ihn herum. Er malte die Weite und den Weiler Spych rechts unten. Er malte für die Leute von hier. Er war aber auch viel unterwegs. Mit dem Velo, dem Moped, dem Käfer, dem Fiat.

Kaum ein (Bauern-)Haus, in dem nicht seine Aquarelle, Lithografien oder Radierungen an den Wänden hingen – und heute noch hängen. Für die Leute gehörte das Bild von Bruno malend im Feld zum Bild der Landschaft. Genauso wie sein gemalter Blick auf ihren Lebensraum.

 

Bruno Hesse malte aber nicht nur viel hier in der Umgebung auf der Oschwand. Er war zeitlebens auch viel unterwegs. Als Jüngling noch in der Obhut von Anna und Cuno Amiet studierte er von Oktober 1926 bis April 1927 an der Ecole des Beaux Arts in Genf. Auf Empfehlung von Cuno Amiet konnte er dort verspätet und ohne Aufnahmeprüfung eintreten. Im Herbst 1927 reiste er mit seinem Malerfreund Karl Beutler ein erstes Mal nach Paris. Beide belegten Kurse der Académie Julian. Danach lernte er noch zweimal im Winter an der Académie Julian in Paris.

 

Immer wieder und gerne verbrachte Bruno Hesse seine Ferien bei seiner Mutter Mia in Ascona oder bei seinem Vater Hermann in Montagnola. Oft malte er dann gemeinsam mit Hermann Hesse, der ihn eher selten auf der Oschwand besucht hatte, im Tessin.

 

Bruno war ein passionierter Velofahrer. Auf seinen ausgedehnten Mal- und Entdeckungstouren pedalte er nicht nur kreuz und quer durch die Schweiz und ins Tessin, sondern auch durch die Bretagne und halb Süd- und Osteuropa.

Später fuhr er motorisiert zu den entfernteren Mal-Orten. Zuerst mit einem Puch-Töff, später mit einer Lambretta. Das erste Automobil der Familie war ein von Hermann Hesse geschenkter grüner VW-Käfer (1951), der den Namen Vreneli bekam. Brunos erster Fiat 500 (1962) als Ersatz für die Lambretta hiess dann Knopf. Auch das war damals ein vertrautes Bild für die Leute von Oschwand: Bruno und sein Cinquecento.

Reger Briefwechsel

Bruno Hesse und sein Vater schrieben sich oft Briefe. Brunos Sohn Simon ist daran, sie zu sichten und abzuschreiben. Gleiches macht er mit den Tagebüchern seines Vaters in seinem Besitz. Gleiches passiert auch bei Pia und Daniel Thalmann, den Sachwaltern von Cuno Amiets Nachlass. Auch bei ihnen liegen Briefe von Bruno Hesse im Archiv. Jene aus dem Tessin, geschrieben an Cuno Amiet, den er Onkel nennen dufte. Nicht selten hat Hermann Hesse Brunos Briefe an Amiets mit einem PS ergänzt (Foto oben). Seine eigenen Briefe an Amiets zierte - wie bei ihm üblich – ein kleines buntes Aquarell als Briefkopf.